Verfasser: Clara Haase

Empfänger: Helene Mueller

Bezeichnung: Brief von Clara Haase an Helene Müller, 5. Januar 1922.

Clara Haase an Helene Müller, 5. Januar 1922

Englischer Text

Original text

Neue Adresse: Charlottenstrasse 33 Stuttgart, d 5/1.22. Meine liebe Familie Mueller! Vor allem wuensche ich Euch ein gesundes neues Jahr. Bis jetzt habe ich immer gewartet auf liebe Zeilen, von einem Paket habt Ihr ja abstand genommen wie Sie meinem lieben Sohn geschrieben, da der Deutsche Herr Ihnen gesagt hat, Ihr soll te mir lieber eine ander·e Unterstuetzung zukommen lassen. Recht sehr bin ich jetzt in ge.?. Verhaeltnisse, da ich umziehen habe muessen, und derselbe 1000,300 M betrug. Seit 1914 habe ich keinen Pf Zinsen von Russland; Nun verkaufe ich ein Stueck nach dem anderen, und sehe es jedes mal mit thraenenden Augen nach, dass mit des Geschickes Maechten, ist kein ewiger Bund zu flechten. Jetzt muessen wir nicht ein mal Wohnungssteuer zahlen, nun [?] kommt [/?] auch noch Zimmersteuer. Alles ist an Lebensmittel gestiegen, Butter 1# 40 M; Milch 1 Liter 380; Kartoffel 1 Zentner 85 M; man weiss jetzt bald nicht mehr, wie man seinen Magen fuellt. Wuerde gerne mehr schreiben, aber Briefe kosten nach Auswaerts jetzt 4 M und wenn er mehr wiegt dann 8 M. Also auch dafuer Beschraenkung. Nun seien Sie und H[errn] Gemahl herzlich gegruesst, und hoff bald auf Nachricht. Ihre Clara Haase.