Sammlung: Eugen and Emma Klee Letters

Verfasser:

Eugen Haas

Lisbeth Rasp (Haas)

Empfänger: Eugen Klee

Bezeichnung: Brief von Eugen und Lisbeth Haas (geb. Rasp) an Eugen Klee, 29. Januar 1919.

Eugen und Lisbeth Haas an Eugen Klee, 29. Januar 1919

Englischer Text

Original text

Knittelsheim b/ Landau, 29. I. 1919

Meine Lieben!

Nach langer Zeit bietet sich Gelegenheit einen Brief an Euch fortzubringen, nachdem alle Versuche bis jetzt erfolglos waren. Möge Euch derselbe in besserer Gesundheit erreichen. Meine herzinnigstenWünsche für Euch, meine Lieben, möge er über den Ozean tragen. Wir haben viel durchgemacht in den letzten Jahren. Mir war die Verwaltung einer Gemeinde übertragen, und hatte ich auf dem Gebiete der Lebensmittelverteilung und Kriegswohlfahrtspflege ein reiches Arbeitsfeld. Jetzt bin ich definitiever Lehrer in Knittelsheim, einem reichen Gaudorf bei Landau. Seit Oktober 1917 bin ich mit meiner Lisbeth verheiratet. Am 10. Oktob. 1918 haben wir ein kleines Mädchen, ein prächtiges Kind - Else [underline] Helene [/underline] bekommen - die Geburt kostete die Mutter nahezu das Leben und dauerte 74 Stunden. In der Freundschaft steht alles gut, nur Großvater, August Heck, ist gestorben. Er hat Deutschlands Elend nicht erlebt. In der Pfalz herrscht große Ordnung und Ruhe. Wir haben französische Besatzung. Die Leute sind sehr ordentlich. In meinem Hause ist das Bureau und habe ich zwei Mann Einquartierung. Einer fährt morgen in Urlaub. Sorgt Euch nicht um uns, wir halten mit Lebensmitteln noch durch und es wird ja auch wieder bessere Zeit kommen.

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Infolge der Anstrengungen war meine Gesundheit wieder sehr heruntergekommen; aber da ich jetzt Ruhe habe, geht es wieder gut. Mein kleines Mädel und meine Lisbeth sind mir Sonnenschein in diesen düsteren Wintermonaten. Aber nach harter Winterqual wird wieder einmal schöne Frühlingszeit in deutschen Landen lachen.

Euch, meine Lieben, herzinnige Wünsche und Küsse, ebenso allen Bekannten, Euer dankb. Eugen Haas

Auch ich sende nebst unserm kleinen Helenchen, welches soeben tüchtig schreit und von Papa gehalten wird, die herzl. Grüße.

Euere

Lisbeth Haas

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